Projekt "Europäisierung der Alterssicherungspolitik"
Beschreibung des Projekts
Die Zukunft des europäischen Projekts im Allgemeinen wie des sozialen Europa im Besonderen ist vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzmarkt-, Staatsschulden- und Währungskrise nicht nur umstritten, sondern erscheint auch gefährdet. Dessen ungeachtet ist gerade in der Krise auf europäischer Ebene die Aufmerksamkeit für die Sozial- und insbesondere die Rentenpolitik beträchtlich gestiegen. Der Öffentlichkeit wird zunehmend bewusst, dass sämtliche Mitgliedstaaten in ihrer Haushalts- wie Fiskalpolitik vor beträchtlichen und strukturell ähnlichen demographischen und finanziellen Herausforderungen stehen. Deshalb richtet sich der Blick auf die Rentengesetzgebung als zentralen ausgabenintensiven Posten in den öffentlichen Haushalten der Mitgliedstaaten.
Die Forschung hat diese europäische Dimension der Alterssicherungspolitik bislang weder empirisch erschlossen noch theoretisch erfasst. Der Widerspruch zwischen einer allgemein grassierenden Euroskepsis bei gleichzeitiger fortschreitender Europäisierung der Alterssicherungspolitik wirft deshalb die Frage auf, in welche Richtungen die Einflusskanäle in der aktuellen Alters-sicherungspolitik verlaufen: Wie stark ist namentlich der Einfluss der Euro-päischen Union auf die Alterssicherung der Mitgliedstaaten und umgekehrt der einzelner oder Gruppen von Mitgliedstaaten auf die europäische Ebene?
Diese Frage leitet das am „Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und europäische Politik“ der MLU angesiedelte politik- wie rechtswissenschaftliche Forschungsprojekt. Es wird auf der Grundlage des geltenden Primär- und Sekundärrechts sowie deren Verwirklichung durch das politische wie Rechtssetzungshandeln der Mitgliedstaaten ein Gesamtmodell der aktuellen Europäisierungsprozesse in der Alterssicherung entwickeln. Dieses soll für die Politik der Alterssicherung die wechselseitigen Beeinflussungen sowohl der Mitgliedstaaten durch die EU-Ebene (download), der EU-Ebene durch einzelne Mitgliedstaaten oder Gruppen von Mitgliedstaaten (upload) sowie schließlich der Mitglied-staaten untereinander ohne Beteiligung der EU-Ebene (interload) aufzeigen. Das Projekt hat eine praxisorientierte Zielsetzung, und ihm liegt ein politik- und rechtswissenschaftlicher, mithin interdisziplinärer Ansatz als theo-retisches Fundament zugrunde.
Das Projekt wird aus Mitteln des „Forschungsnetzwerkes Alterssicherung“ (FNA) der Deutschen Rentenversicherung Bund gefördert. Projektleiter sind Prof. Dr. Johannes Varwick (Uni Halle) und Prof. Dr. Eberhard Eichenhofer (Uni Jena). Es läuft ab 01.08.2014. Über Zwischenergebnisse, aktuelle Vorträge und Konferenzen im Rahmen des Projekts wird an dieser Stelle regelmäßig berichtet.